Es war ein Mann, dem Bad Kohlgrub seine Kurgeschichte zu verdanken hat und der an das kleine Dorf mit seinen einzigartigen Naturheilschätzen glaubte: Der Advokat Dr. Simon Spengel aus München, der im Mai 1870 auf das Anraten von August Kienzerle beim Kgl. Bezirksamt Schongau ein Gesuch zur Errichtung einer Mineralwasser-, Molke- und Kräutersaft Curanstalt zu Kohlgrub unter Leitung des Kurarztes Dr. Liegl einreichte. 10 Tage später ist von dieser Stelle die Genehmigung erteilt und die CURgeschichte des Moordorfs begann – eine wechselhafte Geschichte geprägt von Tiefen und Höhen.
August Kienzerle als zuverlässiger, größtenteils auf sich selbst gestellter Organisator macht er sich in dem zu errichtenden Kurbad unentbehrlich. Er schickt Wasserproben an das pharmazeutisch-chemische Institut der Universität München, er füllt Stahlwasser in Flaschen ab und bringt sie zum Versand, er hilft beim Einbau der Badekabinen und der kleinen Trinkhalle im alten Schmelzhaus, er läßt Badezuber anfertigen, er versorgt schließlich mit seiner Tochter die Badewäsche und verabreicht mit ihr die ersten Bäder und wird damit der erste Bademeister.
Die damaligen Zustände im Bad werden von Chronisten als primitiv bezeichnet. Die Badekabinen waren aus rohem Fichtenholz gezimmert, das zum Baden benötigte Heißwasser "mußte aus der im Vorderhause befindlichen Küche in großen Häfen zu den Wannen, welche sich im rückwärts befindlichen Badehaus befanden, geschleppt werden, was stets sehr lustig anzusehen war ...". Im ersten Stock des Kurhauses befand sich ein Kursaal, im Erdgeschoß lagen acht große Zimmer, die aber aus Mangel an Einrichtungsgegenständen noch nicht bewohnbar waren.
Dr. Spengel ließ aus diesem Grunde 1870 im Dorf 61 Zimmer "recherchieren". Der erste Gast, der im Kurhaus logieren konnte, war 1873 Dr. Badstieber, der Direktor der Bayerischen Ostbahnen.
Da waren also erste Versuche 1869, da war eine erste schüchterne Saison im Kriegsjahr 1870, da war ein erster, bescheidener aber bestimmter Anfang 1871, und war vor allem, wenige Monate vor seinem Tod, noch der entscheidende Auftrag an Prof. Dr. Reichardt aus Jena für ein Gutachten über Kohlgrub.
Spengel sah dieses Gutachten nicht mehr, aber es enthielt u.a. die Empfehlung, das Moor für die Therapie zu nutzen. - In Kohlgrub begann eine neue Ära.
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